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Braunau / 550 01 Broumov

Skizze des Denkmals für Kaiser Josef II. in Braunau - der "kaiserliche" Sockel wurde Bestandteil eines Kudlich-Denkmals
Skizze des Denkmals für Kaiser Josef II. in Braunau - der "kaiserliche" Sockel wurde Bestandteil eines Kudlich-Denkmals

Lage von BraunauAuf der nebenstehenden Zeichnung ist das Kaiser Josef II. Denkmal in Braunau zu sehen, das vorübergehend in ein Kudlich- Denkmal umgewidmet wurde.

Josef II. (1741-1790) war wegen seiner Untertanenpatente, die das damals noch mittelalterliche Leben des größten Teiles der Bevölkerung erleichterten, bei seinen Untertanen sehr beliebt. Er wurde deshalb auch "Kaiser des einfachen Volkes" oder "Bauernkaiser" genannt. Die "Leitmeritzer Zeitung" verkündete 1879 zur 100-jährigen Thronbesteigung des Kaisers im Mai einen "Gedenktag für die österreichische Landwirtschaft" und forderte zum Bau von Denkmälern auf. Dem Aufruf folgten aber vor allem die städtischen deutschen Liberalen und Nationalen, die sich in der damaligen politischen Szene in die Defensive gedrängt sahen. Sie betrachteten Josef II. als ihr Symbol, was sie mit der Bezeichnung "Josef der Deutsche" zum Ausdruck brachten. Mit diesem politischen Unterton wuchs statt auf dem Lande in den Städten die Begeisterung für den "Bauernkaiser". Manche Städte beschlossen eigene Standbilder zu schaffen, manchen Städten reichte eine weniger anspruchsvolle Variante. Sie nutzten das Angebot der gräflichen Kunstgießerei in Blansko/Mähren, die gusseiserne Standbilder in Serie produzierte. Für ein Denkmal dieser Art entschieden sich die Braunauer, sie enthüllten es am 02.09.1881 auf dem Areal am Obertor. Der Kaiser hatte eine Größe von 2,5 m. Das Standbild befand sich auf einem dreistufigen Sockel, an dem eine Bronzetafel mit der Inschrift "Josef II" angebracht war. Der linke Fuß war leicht vorgestellt, die rechte Hand war in die Seite gestützt und in der anderen befand sich das Patent mit der Aufschrift "Aufhebung der Leibeigenschaft". Das Ganze war von einem gusseisernen Zaun umgeben.

An der Finanzierung beteiligten sich die Gemeinden des Bezirkes Braunau. Bei der Enthüllung sangen der Chor "Braunauer Orpheus", der Märzdorfer und der Weckersdorfer Chor. Außerdem wurde eine Gedenkmedaille mit der Prägung "Von den Braunauern Bauern" aufgelegt.

Nach der Gründung der CSR wurde die Errichtung der Denkmäler Kaiser Josefs II. – des "Herrschers der Germanisierung und Zentralisierung" – tatsächlich als politisch motiviertes, nationales Programm angesehen. Besonders die radikalen Legionäre und Sokolmitglieder waren überzeugt, dass die Symbole der alten Ordnung beseitigt werden mussten. Auch das Braunauer Denkmal war betroffen, einigen Quellen zufolge schon im Jahr 1918, nach anderen 1923. Es wurde aber nicht vernichtet, sondern abgebaut und sicher verwahrt. Der verbliebene Sockel erhielt als Aufsatz eine Blumenvase und die Inschrift "Josef II." wurde durch eine Gedenktafel für Hans Kudlich verdeckt.

Der Platz, an dem Kudlich gedacht wurde, hieß während der 1. Republik "Kudlichplatz".

Das auf einem Hof aufbewahrte Denkmal Kaiser Josef II. kam aber noch auf seinen Platz zurück. Bei der feierlichen Neuenthüllung am 06.11.1938 wurde seine politische Botschaft bekräftigt, und so wurde es dann nach dem Zweiten Weltkrieg endgültig beseitigt. Es ist nicht bekannt, wann genau, durch wen und auf welche Art.


Diese Seite wurde angelegt am 02.06.2011. Letzte Aktualisierung:

 

Quellen:

  • Kudlich, Jörg: Kudlich-Denkmäler und Gedenkstätten im Sudetenland und in Niederösterreich. In: Stangler, Gottfried (Hrsg.): Hans Kudlich und die Bauernbefreiung in Niederösterreich (Sonderausstellung im NÖ Landhaus 17. Mai - 22. Juni 1983). Wien 1983, S. 146-149.
  • Hecht, Walter: Denkmal Kaiser Josefs II. In: Braunauer Rundbrief, 5/2007, S. 370-371.

Bildnachweis:

  • Skizze eines Josef II. Denkmals. Entnommen: Hecht, Walter: Denkmal Kaiser Josefs II. In: Braunauer Rundbrief, 5/2007, S. 370.