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Teplitz-Schönau / 415 01 Teplice-Šanov

Altes Foto vom Kudlich-Denkmal in Teplitz-Schönau

Lage von Teplitz-SchönauSüdlich von Teplitz-Schönau, auf dem Wachholderberg in der ehemaligen Gemeinde Kradrob, wurde 1888 ein  Obelisk als Hans-Kudlich Denkmal errichtet. Es wurde am 8. September 1888, nahezu exakt am 40. Jahrestag der Frondienstaufhebung, feierlich in Anwesenheit des Bauernbefreiers Dr. Hans Kudlich enthüllt. Das Denkmal hat die Form eines 4 m hohen Obelisken, dessen Fuß 150 Steine bilden, auf denen die Namen der umliegenden Ortschaften eingraviert sind. Die Steine liegen immer so, dass sie vom Obelisk aus betrachtet in Richtung des genannten Ortes zeigen. Die Aufschriften sind bis auf vier Ausnahmen deutsch beschriftet. Einige lassen sich nach mehr als 100 Jahren nur noch schwer entziffern.

Das Denkmal hatte vier Widmungstafeln, die wie folgt beschriftet waren:

  1. "Am 8. September 1848 fielen die Fesseln des Frondienstes.
    Am 8. September 1888 entstand dieses Denkmal."
  2. "In Treue und Dankbarkeit die Bewohner der Bezirke Bilin, Dux, Teplitz."
  3. "Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern!"
  4. "Was die Väter kämpfend errungen,
     Sollen wachsam wahren die Jungen."

Im Festblatt, das dem "Teplitz-Schönauerer Anzeiger" beigefügt war, ist der Ort und die Umgebung mit überschäumenden Worten beschrieben.
"Der Wachholderberg, höher als der Schlossberg, beherrscht von der Südwestseite die Stadt, seine Senkung bis an den fürstlichen Schlossgarten herab erstreckend.
Ein buntes interessantes Gemälde liegt Teplitz-Schönau, der Schlosspark, liegen die Häusergruppen und Einzelbauten um die Stadt zu unseren Füßen. Sinn und Herz erweitern sich und bis zur Bewunderung schwingen sich unsere Empfindungen auf, wenn wir die weitentzückende Landschaft rund um uns her und den prachtvollen Rahmen majestätischer Gebirge, der sie einfasst, überschauen. Wir erblicken hier ferner die weite westliche Fortsetzung des Teplitzer- und die südwestliche des Bielathales. Und wie die beiden Thäler sehen wir die herrliche Umfriedung, die beiden prachtvollen Gebirgszüge in einer viel weiteren Ausdehnung. Eine entzückende Landschaft voll hoher Pracht, reich an Wechsel, reich an Fülle des Lebens, unvergessen Jedem, der vor ihrem Bilde stand."

Im Festblatt ist über den Beschluss, das Denkmal zu errichten, zu lesen:

  1. "Der 40. Jahrestag der Aufhebung der Leibeigenschaft wird festlich begangen und zu dieser Feier werden die Bewohner des politischen Bezirkes Teplitz eingeladen.
  2. Es wird ein Denkstein gesetzt, zu dessen Unterbau jeder Ort des Bezirkes einen mit dem Ortsnamen bezeichneten Stein beistellen soll.
  3. Die Geldmittel zu diesem Zweck werden durch Sammlungen bei den Bezirksvertretungen, Gemeinden, Vereinen des Bezirkes aufgebracht.
  4. Ein hievon etwa verbleibender Überschuß wird theils zur Erhaltung des Denkmals, theils zu landwirthschaftlichen Stipendien angelegt.
  5. Es wird ein Executiv-Comité gebildet."

"Die Bildhauer- und Steinmetzarbeiten wurden von den Herren Anton Bauer (Teplitz) und F. Kahlert (Turn), die Maurerarbeiten von Herrn Baumeister Heinrich Siegmund ausgeführt. Die Gemeinde Kadrob gab nicht nur bereitwillig den Grund her, sondern förderte das Werk auch durch sonst wünschenswerthe Leistungen.
Die Gemeinden der Bezirke Teplitz, Dux, Bilin betheiligten sich an dem Unternehmen durch namhafte Geldbeträge und so ward das Denkmal vollendet."

Als Festprogramm war beschlossen:

 

 

Am 7. September nachmittags:

 

Um 16:00 Uhr:

Empfang Hans Kudlich´s auf dem Bahnhofe der Aussig-Teplitzer Bahn in Teplitz.

 

 

Fahrt Kudlich´s auf den Schlossberg.

 

Um 20:00 Uhr:

Höhenbeleuchtung von Seiten sämtlicher Gemeinden und Ortschaften.

 

 

 

 

 

Am 8. September

 

Um 12 Uhr: Mittag:

Die Bewohner der Bezirke Bilin und Dux sammeln sich auf dem Marktplatze, die Bewohner des Teplitzer Bezirkes auf dem Schulplatze in Teplitz. Einreihung der Gemeinden in alphabetischer Reihenfolge; die Vereine marschieren hinter den Vertretern ihrer Ortschaften.

 

Um 3/4 1 Uhr:

Abmarsch nach dem Wachholderberge

 

 

Festgesang der Gesang-Vereine.

 

 

Festrede des Reichsraths-Abgeordneten
Dr. Emanuel Milner und Denkmals-Enthüllung.

 

 

Begrüßung Kudlich´s durch drei Festjungfrauen und die drei ältesten Männer der Bezirke.

 

 

Uebergabe des Denkmals an die Ortsgemeinde Kradrob durch den Obmann des Comités.

 

 

Uebernahme des Denkmals von Seite der Ortsgemeinde Kradrob.

 

 

Allgemeiner Chor: "Das deutsche Lied."

 

 

Fest-Comers.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg verwitterte das Denkmal mehr und mehr und schließlich sollte es gar liquidiert werden, als an seinem Standort auf dem Wachholderberg im Jahr 1987 ein neuer Wasserbehälter für die Trinkwasserversorgung gebaut wurde. Doch Bürger aus Teplitz, besonders der Geologe Dr. Norbert Krutský, protestierten und so gelang es ihnen, das Denkmal zu retten. Es wurde demontiert und es wurde zusammen mit den noch 115 von 150 beschrifteten Steinen ca. 100 m östlich seines ursprünglichen Standortes eingelagert. Dort sollte es nach Beendigung der Bauarbeiten erneut aufgestellt werden. Bezüglich der Steine stellte der Geologe Dr. Norbert Krutský fest: "Teilweise tragen die Steine die Namen von Orten und von Ansiedlungen, die entweder verschwunden sind oder durch Eingemeindung eben nicht mehr existieren. Das Denkmal habe auch die zur Jahrhundertwende übliche Rechtschreibung dokumentiert. Außer den vorherrschenden deutschen Namen seien auch tschechische Gemeinden einschließlich ihrer tschechischen Schreibweise erwähnt. Bei der Renovierung muss man sich bewusst sein, dass es sich nicht allein um den Obelisken handle, sondern vor allem um das wertvolle, ihn umgebende Material."

Der Bauherr, die Direktion der Nordböhmischen Wasserwerke, jedoch tat sich bezüglich der Wiederaufstellung des Kudlich-Denkmals schwer. Der Bürgermeister von Teplitz, Jan Pohl, hatte zu einer Besprechung am 17.Oktober 1990 geladen, auf der die endgültigen Termine für die Aufstellung vereinbart werden sollten. Es kamen aber nur jene, die am Wiederaufbau des Denkmals Interesse hatten, nicht erschienen aber waren die Vertreter des Bauherrn, also Vertreter der Nordböhmischen Wasserwerke und der Kanalisation Teplitz. Die anstehenden Kosten wurden damals mit 200.000 Kč genannt, was ca. 0,3 % der Bausumme des Wasserbehälters entsprach. Die Vereinbarungen waren jedoch , so scheint es, so formuliert, dass für den Bauherrn keine zwingende Verpflichtung für die Wiederherstellung bestand. Die Erneuerung des Denkmals übernahm innerhalb des Kulturreferates des Kreisamtes die Sektion Schule und Kultur des städtischen Amtes Teplitz und freiwillige Arbeiten führte die Denkmalhilfe aus. Gemäß der Tageszeitung "Severočeský deník" vom 15.08.1991 war das Denkmal am Vortag wieder aufgestellt – bis auf die Steine um das Denkmal. Die Widmungstafeln waren bei der Renovierung zweisprachig –wie man vor Ort sehen kann- also in tschechischer und deutscher Sprache beschriftet worden.

Der alten Bäderstadt Teplitz-Schönau ist so ein schönes, geschichtsträchtiges Denkmal erhalten geblieben. Nicht auf den Wachholderberg, nicht zum Wasserwerk, sondern auf den "Kudlich" sagen allgemein die Anwohner, wenn sie auf ihre Anhöhe gehen.

GPS-Ort des Denkmals: N50°37' 14.556"E13°49'19.085"

  • Denkmal bei Teplit-Schönau
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Diese Seite wurde angelegt am 28.06.2011. Letzte Aktualisierung: 02.12.2012.

 

Quellen:

  • Kudlich, Jörg: Kudlich-Denkmäler und Gedenkstätten im Sudetenland und in Niederösterreich. In: Stangler, Gottfried (Hrsg.): Hans Kudlich und die Bauernbefreiung in Niederösterreich (Sonderausstellung im NÖ Landhaus 17. Mai - 22. Juni 1983). Wien 1983, S. 146-149.
  • Teplitz-Schönauer Anzeiger 1888, Nr. 73, Festblatt.
  • Teplitzer Zeitung, 11.09.1888.
  • Deutsche Volkszeitung, 22.09.1888.

Bildnachweis:

  • Historisches Foto eines Denkmals. Aus der Sammlung von Jörg Kudlich.
  • Foto eines Wasser-Hochbehälters, 2002. Foto eines Obelisken, 2002. Foto einer Ortstafel, 2002. Foto einer Widmungstafel, 2002. Walter Kudlich.