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Stiebnig bei Wagstadt / 742 82 Jistebník (u Bílovce)

  • Altes Foto vom Hans-Kudlich-Denkmal in Stiebnig bei Wagstadt
  • Aktuelles Foto des Hans-Kudlich-Denkmals, 2009

Lage von StiebnigIn Stiebnig, das heute zum Kreis Neutitschein gehört, gab es einen Kudlich-Stein, der eine nicht alltägliche Geschichte vorweisen kann.

Anfang des 19. Jahrhunderts fand man bei dem Polankaer Viehweg mehrere Granitsteine, die während der Eiszeit von Gletschern aus Skandinavien nach Süden bis in die Gemarkungen von Stiebnig getragen worden waren. Im Garten des Bauernanwesens Viertlrasch, Haus Nr. 135, Knopp-Pasker, lag schon seit erdenklichen Zeiten ein großer rötlicher Steinblock, der nur mit der Kuppe aus dem Erdreich ragte. Durch die Funde am Viehweg, der in dieser Gegend sonst nicht vorkommenden Steine, aufmerksam geworden, wollte man zu gegebener Zeit diesen Stein im Garten ausgraben.

Das bevorstehende Jubiläumsjahr 1908, als 60. Gedenkjahr der Aufhebung der Erbuntertänigkeit der Bauern und Häusler und zugleich als 60. Regierungsjahr des Kaisers Franz Josef I., war dann der gegebene Anlass, ein Denkmal zu errichten. Die bäuerliche Gemeinde beabsichtigte, in diesem Jahr einen Gedenkstein für den Bauernbefreier, den ehemaligen österreichischen Abgeordneten vom Wahlkreis Bennisch, Hans Kudlich, aufzustellen.

Trotz Warnung des Viertlerbauers, dass nach Erzählungen der Vorfahren der Stein nach unten kein Ende habe, wurde im Jahr 1906 mit der Ausgrabung des Reliktes aus der Eiszeit begonnen. Als Förderer und Berater des Unterfangens ist der Bahnmeister der Siebniger Bahnstation, Karl Schaller, in Erinnerung geblieben. Der Granitblock, der als Stiebniger Findling bekannt ist, wurde bei trockenem Weg auf Holzkufen von der Fundstelle zu dem etwa 300 m entfernten Aufstellungsort mit mehreren Pferdegespannen gezogen.

Als Standort war nach vielen Beratungen in der Gemeinde der Platz unterhalb des Kirchberges, gegenüber der Volksschule, der späteren Alten-Schule, gewählt worden. Der Steinblock mit den Maßen von eineinhalb bis zwei Metern wurde auf einen vorbereiteten Betonsockel aufgesetzt. Die Vorderseite des Steins erhielt eine eingelassene Kupferplatte mit dem Relief Hans Kudlichs und eine zweite mit der Widmung: "Gewidmet Hans Kudlich – dem deutschen Volksmanne, Robotbefreier 1848". Die Initiale auf der Widmungsplatte lautete: "J. Pelz jun. Gr. Kunzendorf". Die Gedenkstätte war von vier Basaltsteinen flankiert, welche mit Eisenketten verbunden waren.

Die kirchliche Einweihung fand an einem sonnigen Sonntag, am 17.7.1910 statt. Wie erinnerlich, war es gegen Ende des Monats Juli, womit des denkwürdigen Tages, des 25.Juli 1848 gedacht wurde, an dem Kudlich den Antrag auf Aufhebung der Untertänigkeit stellte. Zu den Einweihungsfeierlichkeiten waren die Feuerwehr und die Veteranen aufmarschiert, wie die Schulkinder mit ihren Lehrern. Unter großer Teilnahme der Bevölkerung nahm der damalige Pfarrer Hartmann die Einweihung vor, welche vom Kirchenchor und der Dorfkapelle musikalisch umrahmt wurde.

Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg hat der Gedenkstein des Bauernbefreiers offensichtlich unbeschadet überstanden. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er umgestaltet und umgewidmet. Auf dem Stein wurde ein roter Sowjetstern montiert und die Widmungstafeln wurden ausgetauscht und trugen dann den folgenden Text, obere Tafel:"ČEST A SLÁVA - 16. PADLÝM RUSKÝM HRDINŮM - ZEMŘELI ZA NAŠI SVOBODU" dies heißt in deutscher Sprache: "Ehre und Ruhm - den 16 gefallenen russischen Helden – sie starben für unsere Freiheit" und auf der unteren Tafel: "ČSR – CCCP – VĚRNOST ZA VĚRNOST – 1. A 2. KVĚTNA 1945" was übersetzt heißt: "CSR – UDSSR – Treue für Treue – 1. und 2. Mai 1945".

Auf einem Foto aus dem Jahr 1981 ist das Denkmal mit den zum Teil schrägen Pylonen und den Eisenketten zu erkennen, wie es auch auf dem historischen Foto zu sehen ist. Oben auf dem Stein stand damals der rote Sowjetstern, der spätestens im August 2006 nicht mehr vorhanden war. Das Denkmal mit Widmungstafeln war 2006 sehr gepflegt und das Umfeld war neu gestaltet. Es kann angemerkt werden: Die ursprünglichen Widmungstafeln sind mit hoher Wahrscheinlichkeit noch vorhanden, wie eine Recherche ergeben hat.

GPS-Ort des Denkmals: N49°45' 16.565"E18°7'50.388"


Diese Seite wurde angelegt am 09.07.2011. Letzte Änderung am 02.12.2012.

 

Quellen:

  • Kudlich, Jörg: Kudlich-Denkmäler und Gedenkstätten im Sudetenland und in Niederösterreich. In: Stangler, Gottfried (Hrsg.): Hans Kudlich und die Bauernbefreiung in Niederösterreich (Sonderausstellung im NÖ Landhaus 17. Mai - 22. Juni 1983). Wien 1983, S. 146-149.
  • International Institute of Social History Amsterdam, Hans Kudlich Papers, Inventarnummer 416.
  • http://www.casopispoodri.cz/starsicisla/2009.php?r=2009&c=1. (09.07.2011).
  • Nach Angabe von Stanek, Marie – Bräuer, Vinzenz: Der Kudlichstein. In: Höpp, Josef: Stiebniger Heimatbuch-Heimatbuch der Dorfgemeinde Stiebig, 1976. S. 376-378.

Bildnachweis:

  • Historisches Foto eines Gedenksteines. Aus der Sammlung von Jörg Kudlich.
  • Aktuelles Foto eines Gedenksteines, 2009. Walter Kudlich.