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Markausch / 542 32 Velké Svatoňovice - Markoušovice

Historisches Foto vom Kudlich Denkmal in Markausch
Historisches Foto vom Kudlich Denkmal in Markausch

Lage von MarkauschIm Jahr 1898 wurde von den Bauern Markauschs oberhalb des Hauses Nr. 28 (Gasthaus Grob) ein Kudlich-Denkmal errichtet. Über den Zweck und die näheren Umstände der Errichtung des Denkmals schrieb damals der Lehrer Julius Fischer eine Denkschrift, die hinter der Widmungstafel eingemauert wurde, wie es sonst beim Setzen eines Grundsteines üblich ist.

Aus der Denkschrift: "Es war vor 50 Jahren, als der Abgeordnete Hans Kudlich im Reichsrate zu Wien den Antrag einbrachte, den bedrückten Bauern das schwere Joch des Frondienstes (Robot) und des Untertänigkeitsverhältnisses zur Grundherrschaft abzunehmen und ihn zum freien Bürger des Staates zu machen. … Die Enkel der befreiten Bauern unseres Ortes wollen diesen Erinnerungstag nicht vorübergehen lassen, ohne jenem Vorkämpfer ihrer Freiheit, der, aus unserem Vaterland verdrängt, heute im fernem Amerika weilt, den schuldigen Tribut der Dankbarkeit zu zollen."

Die Gemeindevertretung beschloss auf Anregung des Bahnbeamten Wenzel Haase ein bescheidenes Denkmal aus dem hiesigen versteinerten Holz zu errichten, das dann ein 9-gliedriges Komitee einleitete. Am 25 Juli wurde unter Beteiligung der Ortsbewohner der Grundstein gelegt und der Verfasser der Denkschrift sagt u. a.: "möge das Denkmal bis in die fernsten Zeiten dastehen als ein ehrender Zeuge deutscher Dankbarkeit und Treue, aber auch als ernste Mahnung für kommende Geschlechter". Er beschreibt die schwere Lage der Bauern in der Gegend von Markausch, dass sie sich der fortschreitenden Technisierung anpassen müssen. Zum Schluss schreibt der Verfasser der Denkschrift: "Sollte einst ein deutscher Bauer diese Zeilen lesen, so möge er auf jene Zeiten geistiger und leiblicher Unfreiheit zurückblicken können, wie auf ein Märchen aus altersgrauer Vergangenheit! Das walte Gott!" (25. Juli 1898 Julius Fischer).

Am 8. September 1898 (Fest Mariä Geburt) wurde das Denkmal enthüllt und der Gemeinde übergeben. Zahlreiche Vereine, namentlich die der landwirtschaftlichen Umgebung, nahmen daran teil. Nach der Begrüßung durch den Obmannstellvertreter J. Fischer bewegte sich der Festzug vom "Josefstandbild" (vor der Schule) zum Kudlich-Denkmal, wo der Obmann Franz Haase die Festrede (von Wenzel Haase verfasst) selbst wirkungsvoll und unter dem Beifall der Menge hielt. Eine Festversammlung am Abend in der Schölzerei, bei der ein Brief von Hans Kudlich zur Verlesung gelangte, schloss die einfache, aber würdige Feier.

10 Jahre später, 1908, wurde Kudlich von der Gemeindevertretung per Brief zu einer Kudlich-Feier nach Markausch eingeladen.

Es wird berichtet, dass nach 1945 das Denkmal beschädigt und die steinerne Widmungsplatte zerstört wurden. Übrig blieb nur ein kleiner Bruchteil davon, denn die noch verbliebenen versteinerten Holzstücke hatten zum größten Teil ihre "Liebhaber" gefunden. Doch auf die Initiative von zwei örtlichen Bürgern, die Herren Laštůvka und Kašpar, wurden im Wald wieder versteinerte Holzstücke gesammelt und zu einem Denkmal zusammengesetzt, wie es ursprünglich ausgesehen hat. Die Steine wurden nicht wie einst mit Schlackebeton, sondern mit gutem Beton verbunden, damit sie auch "Liebhabern" besser widerstehen. Vor den Denkmal ist jetzt eine Gedenktafel mit tschechischer und deutscher Aufschrift und einem Bildnis von Hans Kudlich platziert. Am 24.10.2003 wurde dann nach der Renovierung das Denkmal für den Bauernbefreier Hans Kudlich in Markausch auf seinem ursprünglichen Standort wieder enthüllt. Vor den 20 anwesenden Bürgern hielt die Bürgermeisterin von Velké Svatoňovice (Groß Schwadowitz), Frau Seidlová, die Festansprache, in der sie den Lebenslauf und das Engagement der in Österreich-Ungarn sehr bedeutenden Persönlichkeit würdigte. Freimütig gestand Frau Seidlová ein, dass ihr der Name Kudlich noch wenige Wochen vorher völlig unbekannt war. So muss es umso höher gewertet und bedankt werden, dass eine tschechische Gemeinde aus eigenem Antrieb dieses Denkmal renovierte.

Anmerkung: In Markausch ist auch ein Standbild von Kaiser Josef II. erhalten geblieben.

GPS-Ort des Denkmals: N50°33'51.787" E16°0'39.132"


Diese Seite wurde angelegt am 13.07.2011. Letzte Aktualisierung am 20.11.2011.

 

Quellen:

  • Fiedler, Günter: Kudlich-Denkmal in Markausch wieder enthüllt. In: Heimatblatt Riesengebirgsheimat, Januar 2004, S. 4.
  • Schien, Erwin: Kudlich-Denkmal in Markausch. In: Heimatblatt Riesengebirgsheimat, Oktober 2004, S. 9.
  • Trautenau Zeitung, 03.09.1898.
  • Trautenau Zeitung, 10.09.1898.
  • Státní okresní archiv Trutnov (Staatliches Bezirksarchiv Trautenau), Gedenkbuch der Gemeinde Markausch.

Bildnachweis:

  • Historisches Foto eines Denkmals aus versteinertem Holz. Foto eines erneuerten Denkmals, 2004. Aus der Sammlung von Erwin Schien.